Veröffentlicht Montag, 06.05.2019 von Dr. med. Christian Gersch
Dr. Gersch ist niedergelassener Arzt in Kaiserslautern
es gibt Menschen, die wirklich gerne Sport treiben. Ich gehöre nicht dazu. Ich gehe gerne überall zu Fuß hin, ich spiele gerne mit meinem Kind, aber ich treibe eben nicht gerne Sport.
Wenn ich etwas im Leben mache, woran ich keine besondere Freude habe (beispielsweise meine Steuererklärung), dann muss es dafür einen guten Grund geben. Der Grund für Sport, dass dieser eben pauschal gesund sein soll, ist für mich kein guter Grund.
Eines meiner Vorbilder, der amerikanische Langlebigkeitsmediziner Dr. Peter Attia, kann mir aber den idealen Grund für Sport im Alter liefern. Er fragt: Getreu dem Fall, ich würde 100 Jahre alt werden, was würde ich mit 100 Jahren noch tun können wollen?
Wenn ich 99 Jahre alt bin, dann könnte es durchaus sein, dass in diesem Jahr mein Ur-Enkel geboren wird. Und an meinem 100. Geburtstag kann mein Ur-Enkel möglicherweise gerade laufen. Wenn er auf mich zuläuft, will ich in der Lage sein, in die Knie zu gehen und das Kind hochzuheben. So, wie ich es in meinem 31. Lebensjahr mit meinem eigenen Sohn machen konnte.
Und damit das klappt, deshalb mache ich heute Sport. Würde ich nichts weiter tun als überall hin zu Fuß zu gehen, es würde wahrscheinlich ausreichen, um meinen Enkel noch einigermaßen hochheben zu können. Aber wenn mein Rücken, meine Muskelkraft, mein Gleichgewichtssinn und meine Kondition mir noch 35 weitere Jahre lang treu bleiben sollen, dann muss ich sie bereits jetzt gezielt trainieren.
Aber mit welcher Übung trainiert man das Aufheben und Hochheben eines Kleinkindes? Ich habe mich für Kettlebell-Übungen entschieden. Dabei hebe ich ein Kugelgewicht vom Boden hoch, lasse es 10x vor meinen Körper und zurück schwingen, dann stemme ich es einmal über Kopf. Diese Übung wiederhole ich noch achtmal, jeweils als HIIT-Training (wie in meinem Patientenhandbuch als »idealer Sport« beschrieben).