Ein »Blutbild« schaut sich faktisch nur drei verschiedene Arten von Zellen an:
Handelt es sich um ein »kleines« Blutbild, dann wird nur die Zahl dieser Zellen bestimmt sowie zusätzlich die Konzentration, Größe und Zusammensetzung der Erythrozyten.
Ein kleines Blutbild ist sehr günstig (€ 4,03) und man erfährt daraus, ob (und ggf. welche) Blutarmut vorliegt, ob eine Entzündung bestehen könnte und ob der Blutgerinnung einer ihrer zentralen Bausteine in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Ich bestimme es oft und gerne (wie alle anderen Ärzte und Krankenhäuser auch), weil ich darüber viele grundlegende Informationen über den Gesundheitszustand eines Patienten erhalte, ohne ihm bzw. seiner Versicherung viel Kosten zu produzieren.
Ein »großes« Blutbild ist grundsätzlich das gleiche wie ein »kleines« Blutbild, nur, dass zusätzlich bestimmt wird, was für Arten von Leukozyten in der Blutprobe zu finden sind. Die weißen Blutkörperchen werden dazu in fünf Unterarten aufdifferenziert (basophile, eosinophile und neutrophile Granulozyten sowie Lymphozyten und Monozyten) und es werden ihre Menge sowie der Reifegrad der neutrophilen Granulozyten (voll ausgebildet oder Vorstufen aus dem Knochenmark?) gemessen. Man sollte es nur bestimmen, wenn man einer bereits im kleinen Blutbild aufgefallenen Entzündung (Allergie? Virusinfekt? Bakterielle Infektion?), einer Fehlfunktion des Immunsystems oder Blutkrebs auf der Spur ist. Diese Frage stellt sich aber nur selten.
Eigentlich alle anderen Bluttests ziele auf die Bestimmung von Werten im »Blutserum«, dem zu rund 55 % zellfreien Teil des Bluts).
Das Problem ist, dass ein großes Blutbild lediglich € 5,37 kostet und damit nur unwesentlich mehr als ein kleines Blutbild – aber es klingt so viel besser. Es ist unglaublich günstig zu machen, denn im Vergleich kostet der von mir angesprochene Test auf oxLDL schon € 26,23 und eine Bestimmung der Arten der Fettsäuren in Ihrem Blut € 47,80. Diese Kosten wird das Laborbudget eines Kassenarztes fast nie zulassen, zudem bieten viele Labore solche Untersuchungen deshalb auch gar nicht an. Denn sonst müssten teure Testmaterialen vorgehalten und nach Ablauf ggf. ungenutzt entsorgt werden. Nur wenige Speziallabore halten diese Untersuchungen vor. Dabei sind diese Tests aber je nach Fragestellung wirklich aussagekräftig.
Wenn bei einem »großen Blutbild« alles in Ordnung ist, dann dürfen Sie selbstverständlich aufatmen, wenn die Befürchtung im Raum stand, Sie könnten eine Leukämie - Blutkrebs - haben. Aber in anderen Fällen - gerade bei unspezifischen Gesundheitsstörungen oder einem Leistungsknick - war ein großes Blutbild weder indiziert, noch sagt es etwas Sinnvolles aus.
Auch andere gängige Tests - etwa der Checkup 18 (ehemals Checkup-35) der gesetzlichen Krankenkassen - bestimmt nur fünf Werte im Blutserum, und zwar das Gesamtcholesterin sowie die Menge zweier Lipoproteine (»HDL- und LDL-Cholesterin«), die Triglyceride und den Blutzuckerwert. Alleine beim »Cholesterin« sind auch zahlreiche weitere, teils deutlich aussagekräftiger Tests möglich, die aber gesondert angefordert werden müssten. Der Checkup-18 ist keineswegs schlecht – bleibt aber nur ein grobes Screening, bei dem vieles nie getestet wird.
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