
Vielleicht haben Sie schon davon gehört, dass funktionelle Medizin in die Lage ist, Erkrankungen ursächlich zu behandeln. Möglicherweise haben Sie diesen Artikel auch gefunden, weil Ihnen vielleicht in einem Dave-Asprey-Buch (»Bulletproof«) dazu geraten wird, den Rat eines »Facharztes für funktionelle Medizin« in Anspruch zu nehmen. Leider ist die Übersetzung des Buchs hier ein wenig unglücklich geraten, denn es gibt in Deutschland keine derartige Facharztbezeichnung. Aber möglicherweise haben Sie auch an anderer Stelle von den Vorteilen der »funktionellen Medizin« gelesen und möchten jetzt mehr darüber erfahren?
Funktionelle Medizin versucht nicht nur, die Symptome einer Erkrankung zu behandeln und grenzt sich damit von der traditionellen Schulmedizin ab. Diese würde beispielsweise Spannungskopfschmerzen erst einmal mit Kopfschmerztabletten behandeln.
Vielmehr versucht funktionelle Medizin, die Ursache, die hinter einer Erkrankung steht, zu verstehen und dann zu behandeln. Im Fall der Kopfschmerzen wäre also die Frage, was der Grund dafür ist, dass ein Patient oder eine Patientin wiederkehrende Spannungskopfschmerzen erlebt. Steckt vielleicht eine falsche Stressverarbeitung dahinter? Eine zu flache oder zu schnelle Atmung? Eine Nahrungsmittelsensitivität? Funktionelle Medizin versucht, solche Ursachen zu ergründen und dann diese direkt anzugehen als nur das Symptom »abzustellen«.
Klassischerweise durchlaufen Ärzte eine Facharztausbildung. Diese ist genau von den Ärztekammern festgeschrieben. Dazu zählen der Facharzt für Allgemeinmedizin, Kinderheilkunde, Chirurgie oder Innere Medizin. Ich beispielsweise habe formal eine Facharztausbildung in Anästhesiologie durchlaufen. Aber in keiner Facharztausbildung lernt ein Arzt strukturiert »funktionelle Medizin« zu praktizieren.
In der Regel lernt man als Arzt die funktionelle Medizin abseits der etablierten Ausbildung kennen. In meinem Fall musste ich als Notarzt im Rettungsdienst oder als Stationsarzt auf der Intensivstation viel zu häufig Fragen beantworten wie: »Warum habe gerade ich einen Herzinfarkt bekommen?« oder »Warum hat gerade mein Mann Krebs bekommen?«. Anfangs erzählte ich den Menschen das, was man mir schon an der Universität und in der Facharztausbildung beigebracht hatte: Das sind die Gene. Leider zu viel geraucht und getrunken. Das war das Schicksal. Aber je häufiger ich das sagte, desto weniger glaubte ich daran, und begann nachzuforschen.
Über die Jahre lernte ich mehr und mehr über die wirklichen Ursachen von Erkrankungen. Ich belegte spezielle Kurse, las aber vor allen Dingen Studie und Fachliteratur (und auch Dave Asprey). So und über die Behandlung zahlreicher Patienten gelangte ich zu meinem Fachwissen über funktionelle Medizin.
Weil es keine geregelte Ausbildung in der »Schulmedizin« für funktionale Medizin gibt, finden sich die verschiedensten »Therapeuten«.
Oft kommen amerikanische Patienten zu uns in die Praxis, die bereits functional medicine aus den USA kennen. Häufig bringen die dabei zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel mit, und fragen, ob dies wirklich Faktoren sind, die ihrer Vitalität helfen. Unsere Erfahrung ist: Viele dieser »Medikamente« sind unnötig, aber werden im »Konzept« von Anbietern den Patienten angeboten, weil sie schlicht eine Partnerschaft mit dem Hersteller haben. Das sehen wir als problematisch an.
In Deutschland ist es jedoch einem Arzt - aus gutem Grund - verboten, Provisionen zu beziehen. Deshalb werden Sie merken, dass wir bei uns in der Praxis viel mehr auf guten Lebensstil setzen, versuchen, Selbstheilungskräfte zu aktivieren und als Ziel für die Gesundheit darauf achten, dass wir die Probleme wirklich an der Wurzel packen. Dazu gehört eine gute ärztliche Anamnese, für die wir uns eine Stunde im Ersttermin Zeit nehmen. Wir legen dann eine sinnvolle Diagnostik fest, und nehmen unsere Patientinnen und Patienten bei deren Auswertung an die Hand, indem wir alle Ergebnisse genau erklären. Übrigens, dabei diagnostizieren wir oft klassische Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes oder Unverträglichkeiten von verordneten Medikamenten, was bislang im konventionellen System schlicht - in der Regel aus Mangel an zeitlicher Zuwendung - übersehen wurde.
Wir schauen hier primär auf die Funktion eines Systems, als nur ein Symptom zu lindern. Nehmen wir zum Beispiel einen erhöhten Cholesterinspiegel. In der »Schulmedizin« senkt man ihn durch ein Medikament, das mitunter viele Nebenwirkungen hat.
Wir hingegen fragen uns zunächst, ob das erhöhte Cholesterin nicht einen Grund hat. Vielleicht besteht erhöhtes Endotoxin, weil jemand zu viel von den falschen Darmbakterien hat? Vielleicht sind die Insulinspiegel erhöht? Insulinspiegel nachzumessen geht übrigens ganz einfach und kostet weniger als 17 Euro für den Labortest. Allerdings muss man dafür das Blut erst direkt in der Praxis zentrifugieren, dann das Blutserum abpipettieren, tiefgefrieren und am nächsten Tag per Kurier ins Labor schicken. Diesen Aufwand machen sich leider viele andere Praxen nicht - und verpassen so wichtige Diagnostik. Oder liegt das erhöhte Cholesterin an einer unzureichenden Schilddrüsenfunktion? Das sind einige der Gedanken, wie man Messwerte funktionell betrachten kann.
Schritt zwei bei erhöhtem Cholesterin wäre dann zu überlegen, wie Cholesterin als notwendige Zutat eine Rolle in der Entstehung von Arteriosklerose spielt. Und dann machen wir uns gemeinsam mit Ihnen Gedanken, ob es wirklich klug ist, einfach die Menge der »Zutat« zu reduzieren. Oder sollten wir nicht vielmehr die anderen Teile des »Rezepts« zu Arteriosklerose angehen? Mehr dazu, wie wir bei solchen Erkrankungen vorgehen, finden Sie in diesem beispielhaften Video:
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