
Es gibt eine große Diskussion mit zwei »Lagern« über die Ursache der Alzheimer-Erkrankung. Gesichert ist, dass im Gehirn von an Alzheimer gestorbenen Menschen vermehrt »beta-Amyloid« und »tau«-Proteine vorhanden sind. Ursprünglich dachte man, dass diese fehlgefaltenten Eiweißstoffe Alzheimer auslösen würden; diese Meinung teilt auch noch ein guter Teil der Fachwelt, da eine »Lager«. Ich glaube wie immer mehr andere Ärzte und Wissenschaftler, dass es sich bei diesen Proteinen um Eiweiß-Abfall handelt, der von den erkrankten Hirnzellen nicht mehr entsorgt werden kann. Die Zellen erkranken wie schon geschildert aus verschiedenen Ursachen, die allesamt zu einem Energiemangel führen wie Sauerstoffmangel, Schwermetallvergiftungen oder Zuckermangel.
Ich möchte jetzt aber über eine Studie berichten, die eine sehr schöne Erklärung liefert, auf welchem Weg sich diese Eiweißstoffe im Gehirn anreichern und warum auch an der ursprünglichen These etwas dran sein könnte. Ursächlich hat Amyloid wahrscheinlich die Aufgabe, toxische Metalle aus den Nervenzellen herauszuschleusen. Und darüber, wieso Kaffee in großen Beobachtungsstudien gegen Alzheimer zu helfen scheint.
Erst im Jahr 2002 wurde entdeckt, dass das Gehirn über eine Art Abwassersystem verfügt. Während die schlafen ziehen sich dabei die lange Zeit für nutzlos gehaltenen Gliazellen (Stütz- und Hilfszellen neben den Nervenzellen) im Gehirn zusammen. Daraufhin wird mehr Platz geschaffen, dass das Hirnwasser (der Liquor) im Gehirn zirkulieren kann. Das Gehirnwasser nimmt dabei unter anderem auch Eiweißschrott wie beta-Amyloid und tau-Proteine auf und transportiert diese ab.
Wie stark der Einfluss des Schlafs auf diesen Prozess ist, zeigte ich 2014 in einer besonders eindrücklichen Studie. Man ließ gesunde Probanden eine Nacht lang wach bleiben; eine Vergleichsgruppe schlief währenddessen ganz normal. Vor dem Einschlafen und am nächsten Morgen führte man bei den Versuchsteilnehmern Nervenwasserentnahmen (durchaus unangenehm) durch und maß darin die Konzentration der mutmaßlich schädlichen Amyloid-Protein. Durch den Entzug von Schlaf wird das oben beschriebene Reinigungssystem unterdrückt. Die Probanden, die schlafen dürften, hatten 6 % weniger Amyloid in ihrem Nervenwasser, wohingegen in der Versuchsgruppe die Menge an Amyloid zunahm.
Es gibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Alzheimer (betroffene Patienten schlafen immer weniger). Man wusste nur nicht, ob dieser ein Symptom oder eine Ursache für die Erkrankung war. Diese Studie gibt Anlass zur Erklärung, dass Schlafmangel eine wichtige Rolle für die Entwicklung von Alzheimer spielt. Dazu passt, dass berühmte Personen wie der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan oder die ehemalige britische Außenministerin Margaret Thatcher, die sich beide rühmten, nur 4-5 Stunden schlafen zu müssen, beide im späteren Leben an Alzheimer erkrankten.
Lange gab es auch keine gute Erklärung, wieso Kaffee vor Alzheimer schützen sollte. Faktisch ist es so, dass Koffein die Produktionsmenge des Hirnwassers erhöht. Damit steht mehr »Spülflüssigkeit« während des Schlafs zur Verfügung, sodass schädliche Proteine vermehrt abtransportiert werden können.
Quelle: Dr. Peter Attia: Matthew Walker, Ph.D., on sleep – Part I of III: Dangers of poor sleep, Alzheimer's risk, mental health, memory consolidation, and moreHaben Sie Rückfragen oder wollen Sie von uns beraten werden? Bitte vereinbaren Sie einen Termin mit uns. Termine sind auch telefonisch möglich.
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