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👋 Verpassen wir das Leben, wenn wir besonders schöne Ereignisse maximieren wollen?
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Ich bin auf einen interessanten Gedanken von Brukeman ("4000 Wochen") gestoßen und würde gerne Ihre Meinungen dazu hören. Der Autor spricht davon, dass die Suche nach der dauerhaften Wiederholung wunderschöner Erlebnisse möglicherweise dazu führt, dass wir nicht wirklich im Moment präsent sind. Die Idee, ständig nach solchen Erfahrungen zu streben, könnte uns letztendlich davon abhalten, das gegenwärtige Leben vollständig zu erleben.

Burkeman und ich glauben, dass diese Tendenz, Erfahrungen zu horten, an der Schwierigkeit liegt, unsere Endlichkeit anzuerkennen (siehe Kapitel 1 im Buch über die Terror Management Theorie). 

Die Vorstellung, sich ständig außerhalb des Lebens zu positionieren und es nur zu beobachten, mag zwar Sicherheit bieten, bedeutet aber auch, sich nie vollständig darauf einzulassen – mit all der Verletzlichkeit, Unsicherheit und dem Bewusstsein des eigenen Todes.

Können Sie sich mit dieser Perspektive identifizieren? 👋 Teilen Sie Ihre Gedanken dazu! 
Wie geht Ihr mit der Balance zwischen dem Streben nach besonderen Erlebnissen und dem Wunsch, den gegenwärtigen Moment vollständig zu erfahren, um?
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Ich kenne das in Ihrem Post erwähnte Buch 4000 Wochen nicht, habe aber danach gegoogelt und den Klappentext gelesen. Brukeman beschäftigt sich in dem Buch offenbar mit dem Thema "bewusstes Leben" und auch "Zeitmanagement". Von der warte aus, hat Brukeman recht. Schöne Erlebnisse sind jedoch nicht per se schlecht, ein krampfhaftes Herbeiführen wollen hingegen, kann bewusstes Leben be- und auch verhindern. Was jedoch ist bewusstes Leben? Letztendlich impliziert dies für mich auch das Anerkennen der eigenen Endlichkeit und nach meinen Erfahrungen (durch den Kontakt zu älteren Menschen) kehrt sich das nicht anerkennen wollen mit zunehmendem Lebensalter um. Ansonsten verhindert auch das klassische Zeitmanagement (und ja - auch ich durfte bei meinem früheren Arbeitgeber bereits ein Seminar über Zeitmanagement besuchen ;-)) ebenfalls bewusstes Leben, da es m. E. ein eher materielles Ziel (Gewinnmaximierung - aber auch nicht unbedingt die eigene) verfolgt. 

Wie versuche ich das hinzubekommen? Ja - ich weiß - es gelingt mir (noch) nicht, aber ich bin mir meiner eigenen Unzulänglichkeit bewusst. Ich bemühe mich wichtiges und unwichtiges voneinander zu trennen und die meisten Dinge des Alltages sind eigentlich (in Bezug auf bewusst Leben) eher unwichtig d. h. ich versuche mich z. B. mit lieben Menschen zu umgeben, dessen Anwesenheit mir gut tut. Ich habe vor wenigen Jahren auch schon eine Freundschaft aufgekündigt, da diese mir eben nicht gut getan hat - nein - sie hat mir nicht nur nicht gut getan, sondern mich sogar immens belastet...
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Mag sein, dass diese Tendenz, dauerhaft wunderschöne Erlebnisse haben zu wollen, mit dem Fakt der Endlichkeit zu tun hat. Quasi ganz bewusst, so viel wie möglich an schönen Erfahrungen in dieses Leben packen zu wollen. 
Ich glaube, dass wir alle lieber schöne Erlebnisse und Erfahrungen in unserem Leben haben wollen. Aber diese bewusst immer herbei führen zu wollen, halte ich für problematisch. Ich denke, dass das Leben wohl viele Ups and etliche Downs mit sich bringt. Und gerade bei den Downs stellt sich wohl die Frage, wie ich letztendlich damit umgehe. Verdrängen, ausweichen, neuen "Glückstermin buchen" oder sich der Sache stellen und insgesamt annehmen.

Schwierigkeiten, Rückschläge, Krankheiten, emotionaler Stress fordert uns doch alle. Und jede(r) von uns kennt diese Situationen. Anders als dauerhaft auf Wolke 7 zu schweben... Wir machen Erfahrungen- positive und negative, ziehen unsere Schlüsse, machen Bilanz. Und ich glaube auch, dass wir alle unserem Leben einen Sinn geben wollen, irgendwie "wachsen" und vorankommen wollen. Und falls es uns gelingt, schwierige Situationen durchzustehen oder gar Lösungen zu finden, ist das doch pures Glück! Vielleicht wertvoller, als manches besondere Erlebnis. Wir haben z.B. erkannt, dass wir regelmäßige Auszeiten brauchen. Uns wurde klar, dass wir zu dem fordernden -aber auch erfüllenden- Alltag einen bewussten Ausgleich brauchen: mal was ganz anderes!

Die Balance zw. dem Streben nach besonderen Erlebnissen und dem Wunsch, vollständig im Hier und Jetzt sein zu wollen? Hat was mit Sehnsüchten zu tun. Was zieht uns an? Ich seh da kein Balance-Bedarf. Ich kann doch immer und überall im Augenblick sein, präsent sein. Das Streben nach besonderen Erlebnissen heißt wohl auch verlassen der Comfort-Zone. Hat doch auch seine Berechtigung, lässt uns wachsen. Für die einen spannend, für andere höchste Gefahr...Tja, so sind wir wohl..
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Glück und Angstmanagement

So langsam verstehe ich jetzt, warum es in der Welt immer weiter eskaliert.

Zwei Punkte, die mich im Moment auch sehr beschäftigen, die ich aber wohl anders angehe:

Kinder können erst ab dem 5. Lebensjahr zwischen Traum und Realität unterscheiden. Das musste ich lernen, als ich meinen Sohn einfach nicht durch meine Gegenwart und meine Umarmung und Zuspruch trösten und beruhigen konnte, als er noch zu klein war.
Aber Kinder haben endloses Vertrauen zu ihren Eltern, in deren Sicherheit sie das Leben kennenlernen können.

 Kinder sind von Grundauf philosophisch veranlagt. Diese Fragen: Wer bin ich und wo komme ich her? .. ...stellt sich irgendwann jeder. Später kam bei mir dazu: Wie soll ich sein und wo gehöre ich hin? Und ließ mein Selbstbewußtsein schwinden. Gut ist es, wenn man dann schon viele schöne Erlebnisse und Erfahrungen gemacht hat.

Unsere Kultur und Kreativität ist sehr wahrscheinlich erst durch das Bewußtsein unserer Endlichkeit entstanden.



Ja, ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass man "glücklich sein" verlernen kann. Wenn man einfach nicht mehr weiß, wie es ist, wenn es einem gut geht.

Manchmal reicht "Was uns nicht umbringt, macht uns nur stark" nicht aus, wenn die Orientierung oder das Selbstbewußtsein fehlt.

Ich habe das 12 Schritte Programm durchlaufen.


Das Programm wurde in den 1930er Jahren von William Griffith Wilson und Holbrook als Blaues Buch festgehalten und erläutert. Zielgruppen waren sowohl Alkoholiker als auch Ärzte, Therapeuten und Vertreter religiöser Gruppen, die Trunksüchtigen helfen wollten.

Nun, Trunksüchtig waren wir nicht. Wir hatten nur die Sehn"sucht" nach einem Leben ohne Angst. Nach Rückhalt, nach Freundschaft, nach Gemeinschaft. Wir wollten nur verstehen....

Da war der "kalte Krieg" gerade vorbei, aber noch sehr präsent in unseren Köpfen und es wurde von der "Gnade der späten Geburt" gesprochen. Jetzt fühle ich mich fast wieder wie damals.

Es war sehr hilfreich und prägend für mich.

Dort habe ich gelernt, das es eine Macht gibt, die alles beeinflussen kann, der ich vertrauen kann, wie ein Kind. Es war sehr befreiend für mich zu wissen, dass ich geliebt werde, so wie ich bin und das Gott einen Plan für mich hat. Er hilft mir, das alles gut wird. Ich bin nicht allein. Ich bin aber auch nicht allein für mich verantwortlich. Ich kann diese Kompetenz abgeben, muss mich nicht bewehren  oder wichtig machen. Da ist die Endlichkeit schon geklärt und ich kann mich auf das "Jetzt und Hier" konzentrieren. Das Leben ist ein Geschenk. 

Ich konnte lernen mich selbst zu lieben und zu akzeptieren. Auch mit meiner Krankheit.

Ich bin nicht gezwungen worden. Ich hatte die Wahl. Ich konnte mich für oder gegen ihn entscheiden.



"In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder ."

Nach dieser Devise wurde in den Kurkliniken und Therapien gehandelt, die mir helfen sollten.
Nun, eine geistliche Begleitung habe ich jetzt schon mal und bin froh darüber. Jetzt beobachte ich nicht nur die Welt, die mir Angst macht und werde ohnmächtig. Zumindest mein versucht aktiv etwas dagegen unternehmen zu können.

Das Gelassenheitsgebet von Niebuhr hilft mir dabei:

Freie Übersetzung ins Deutsche: 

Gott, gib mir die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, 
Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
Und Weisheit, um den Unterschied zwischen beidem zu erkennen.

Einen Tag nach dem anderen zu leben,
Einen Moment nach dem anderen zu genießen,
Beschwernis als einen Weg zum Frieden zu akzeptieren,

Diese sündige Welt, wie Jesus es tat,
So anzunehmen, wie sie ist,
Nicht so, wie ich sie gern hätte,
Darauf zu vertrauen, dass Du alles richtig machen wirst,

Wenn ich mich Deinem Willen hingebe,
Auf dass ich recht glücklich sein möge in diesem Leben
Und überglücklich mit Dir auf ewig im nächsten.
  Amen. 


Ich denke, dieses Vertrauen, Gelassenheit und Hingabefähigkeit ist wichtig, um diesem Terror Management zu entgehen.


Trotzdem bin ich immer noch ein ängstlicher Typ, was mein Körper mir durch Stress deutlich macht. Im Moment überdenke ich auch wieder meine Strategien gegen diese Ängste.

Schöne Erlebnisse sind nachhaltig und beruhigen. Auf die kommt es aber wohl nicht so an. 
Momentan leben ich und mein in zwei Welten.

Während mein ständig mit Freunden zusammen sein und viel ausprobieren und erleben möchte, um schöne Erlebnisse zu haben und nichts zu verpassen,....sitze ich durch meine Krankheit gezwungenermaßen zurückgelassen Zuhause und kann nicht teilhaben. Die Lektinfreie Ernährung hat das Ganze leider noch verstärkt. Dabei ist uns geraten worden mehr gemeinsame schöne Erlebnisse zu sammeln.

Während Corona habe ich eine Lobpreis WhatsApp-Gruppe gegründet, die mir und Anderen Zuspruch und Gemeinschaft gibt. Diese besteht immer noch und ich bin sehr froh und dankbar dafür, daß ich so den Kontakt zur Außenwelt und Realität halten konnte.

Ich für meinen Teil, denke vor allem an die schönen Erinnerungen in der Vergangenheit und suche das Glück in den kleinen Dingen.... Z.B. habe ich mich heute dafür entschieden keine Sonntagsbrötchen für mich zu Backen, sondern diesen Brief zu schreiben. Denn Schreiben tut mir gut. Endlich wieder Zeit zum Schreiben! 😉

So habe ich auch durch das 12 Schritte Programm wieder erlernen können, glücklich zu sein. 

Es ist so wichtig zu sehen, daß man sich entscheiden kann und man die Dinge noch beeinflussen kann. Das ist für mich Freiheit. Dafür muss ich kein neues Weltreich aufbauen. Aber nur mit einer Zukunft habe ich Pläne und Ziele.

Ich verpasse nur das Leben, wenn ich keine Zukunft mehr habe. Solange ich nicht aufgebe.....

Glücklich zu sein ist auch eine Entscheidung und kann man sich erarbeiten. 

Genau das wird wohl auch ihr Webinar zum Glücklichsein anstreben.

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Die Balance zwischen Erlebnissen und dem Hier und Jetzt

Ich finde die Gedanken von Burkeman in "4000 Wochen" sehr aufschlussreich und kann mich gut damit identifizieren. Die Idee, dass das Streben nach der dauerhaften Wiederholung schöner Erlebnisse uns davon abhalten könnte, wirklich im Moment präsent zu sein, spricht eine tiefe Wahrheit an. Oft sind wir so fixiert darauf, vergangene Glücksmomente zu reproduzieren oder zukünftige perfekte Erfahrungen zu planen, dass wir den gegenwärtigen Moment vernachlässigen.

Burkeman glaubt, dass diese Tendenz, Erfahrungen zu horten, aus der Schwierigkeit resultiert, unsere Endlichkeit anzuerkennen. Diese Perspektive wird auch in der Terror-Management-Theorie beschrieben, die besagt, dass die Angst vor dem Tod und die Anerkennung unserer Sterblichkeit, tiefgreifende Auswirkungen auf unser Verhalten haben. Indem wir versuchen, schöne Momente zu konservieren, suchen wir nach Sicherheit und Beständigkeit, die im Leben aber nicht existieren kann. Dies kann uns dazu verleiten, das Hier und Jetzt nicht vollständig zu erleben.

Für mich bedeutet die Balance zwischen dem Streben nach besonderen Erlebnissen und dem Erleben des gegenwärtigen Moments, bewusst im Moment zu leben und die alltäglichen Freuden des Lebens zu schätzen. 

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Vielen Dank für diesen Denkanstoß! Das Thema trifft wirklich einen Nerv, besonders in einer Zeit, in der uns ständig suggeriert wird, dass wir das Beste aus jedem Moment herausholen sollten. Ich finde Burkemans Idee spannend, denn oft erwischen wir uns doch dabei, wie wir besondere Erlebnisse oder Momente "konservieren" wollen – sei es durch Fotos, Erinnerungsstücke oder durch den Wunsch, sie zu wiederholen. Vielleicht ist das ja wirklich unsere Art, der Vergänglichkeit entgegenzuwirken.

Wenn ich ehrlich bin, ist es ein ständiger Balanceakt für mich. Natürlich möchte ich besondere Erlebnisse schaffen, aber Burkemans Ansatz erinnert mich daran, dass es genauso wichtig ist, nicht ständig im "Sammlermodus– zu leben. Wenn wir uns nur auf das Festhalten oder Wiederholen konzentrieren, verpassen wir möglicherweise die kleinen, aber ebenso wertvollen Momente, die das alltägliche Leben ausmachen.

Manchmal hilft es mir, einfach "den Stecker zu ziehen– – im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Wochenende ohne Handy oder eine bewusste Pause von sozialen Medien, um einfach den Moment zu erleben, ohne ihn gleich dokumentieren zu müssen. Es ist gar nicht so leicht, diesen ständigen "Sammler– in sich zu beruhigen, aber ich glaube, dass wir durch solche kleinen Auszeiten dem Leben wirklich näherkommen können.

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